Fast genau in der Mitte Deutschlands liegt Würzburg. Die nordbayerisch-fränkische Stadt bietet durch ihre Lage im Weinbaugebiet nicht nur die Möglichkeit zu ausgiebigen Wanderungen durch die Weinberge oder edlen Weinverkostungen. Durch ihre über tausendjährige Geschichte als bedeutende Handelsstadt ist Würzburg vor allem für Bewunderer von Architektur und historischen Bauwerken ein lohnendes Reiseziel – oder gleich der richtige Ort, um sich niederzulassen. Geschichtsträchtige Bauwerke gibt es überall zu sehen. Durch seine renommierte Universität zählt die Stadt auch zu den beliebtesten deutschen Universitätsstädten.
Viele Würzburger Bauwerke sind schön, prächtig gebaut und oft auch besonders geschichtsträchtig. So stellt Geschichte-Lernen.Net im folgenden die zehn schönsten und geschichtsträchtigsten Bauwerke Würzburgs vor, die man als Würzburger Neubürger oder bei einer Reise dorthin gesehen haben sollte.
1. Residenz und Hofgarten
Die Würzburger Residenz gehört zu den wichtigsten barocken Bauwerken Deutschlands und stellt eines der schönsten Schlösser Europas dar. Der imposante Bau der Würzburger Fürstbischöfe reiht sich seit 1981 als UNESCO-Weltkulturerbe in die weltweit schönsten und einzigartigsten Bauwerke mit ein.
Der Architekt Balthasar Neumann schuf diesen barocken Bau, der besonders durch seine herrschaftliche Bauweise und seine Liebe zum Detail bei Besuchern beliebt ist. Besonders sehenswert ist das Fresko im Treppenhaus der Residenz: Das größte zusammenhängende Fresko der Welt. Nach der fast vollständigen Zerstörungen im zweiten Weltkrieg musste das Schloss in mühevoller Detailarbeit über 40 Jahre lang wiederaufgebaut und restauriert werden, um seine Schönheit für die Nachwelt zu erhalten.
Wer der Würzburger Residenz einen Besuch abstattet, sollte sich auch ihren schönen Hofgarten nicht entgehen lassen. Besonders im Sommer und Herbst bietet dieser Garten ein besonderes Flair. Die vielen Gartenplastiken und schmiedeisernen Tore machen den Besuch zu jeder Jahreszeit zu einem Erlebnis. Der Eintritt ist frei und der Garten bis 20 Uhr geöffnet. nach oben ↑
2. Hofkirche der Residenz
In der Würzburger Residenz gibt es viel zu sehen, aber wer den ehemaligen Bischofssitz besucht, sollte auf jeden Fall die dortige Hofkirche gesehen haben. Im rechten Trakt untergebracht, ist die Kirche vergleichsweise klein, überzeugt den Architektur-Kenner aber durch ihr prunkvoll-barockes Erscheinungsbild und ihre raffinierte Architektur.
Dort findet man sich in einer Kirche mit drei oval geformten Kuppeln und kurvigen Wänden wieder. Raffiniert wurde auch mit dem Problem der einseitigen Beleuchtung umgegangen: Die fensterlose Seite der Kirche wurde mit Spiegeln versehen, die durch die Reflexion des Lichts selber wie Fenster wirken. Auch Kunstliebhaber sammeln in der Hofkirche reichlich bleibende Eindrücke: kunstvolle Ölgemälde, Altäre und Marmorskulpturen wirken in Kombination mit der edlen Farbgebung und den mit Blattgold getäfelten Fresken eindrucksvoll auf fast jeden Besucher. nach oben ↑
3. Festung Marienberg
Die Festung Marienberg hat eine lange Geschichte: schon etwa im Jahr 1.000 v. Chr. stand die Vorläuferin der heutigen Burg, eine keltische Fliehburg. Das Herz des Bauwerks ist noch älter und bildet die schon etwa im Jahr 700 geweihte Marienkirche. 1201 wurde die eigentliche Burg gebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der mächtige Burggraben.
Auch heute noch beeindruckt die Festung durch ihr imposantes Erscheinen, die erhöhte Lage und die um sie herum wachsenden Weinreben. Nur wenige Gehminuten entfernt vom Stadtkern ist die Festung Marienberg eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Würzburgs. Von der Festung Marienberg aus hat man einen großartigen Blick über die ganze Stadt mit all ihren Türmen und Brücken. nach oben ↑
4. Alte Mainbrücke
Die Lage direkt am Main macht Würzburg lebenswert und lebendig. Herzstück des Treibens am Flussufer ist die alte Mainbrücke. Auch sie blickt auf eine lange Geschichte zurück: Um 1120 soll hier die erste Steinbrücke Deutschlands errichtet worden sein. Im 15. Jahrhundert ließen die Würzburger Bischöfe die Brücke erneuern. Die charakteristischen Heiligenfiguren wurden um 1730 angebracht und seitdem säumen unter anderem der Brückenheilige Johannes von Nepomuk, die Heilige Jungfrau Maria und der Heilige Joseph mit dem Jesuskind auf dem Arm die Mainbrücke.
Die Heiligenfiguren haben schon eine sozusagen tragische Geschichte hinter sich. Bereits zweimal wurden sie zerstört: Einmal 1912, um als Baumaterial für den Straßenbau verwendet zu werden und ein zweites Mal im 2. Weltkrieg. Heute erstrahlen die Figuren restauriert im alten Glanz. nach oben ↑
5. Alter Kranen
Der Alte Kranen ist eine weitere Sehenswürdigkeit direkt am Main und eins der vielen Wahrzeichen Würzburgs. Erbaut wurde der barocke Hafenkran um 1773, um den Güterumschlagverkehr von Land auf Wasser und umgekehrt zu erleichtern. Im Inneren des Kranes befinden sich ein Tretrad und Flaschenzüge, die allein durch menschliche Kraft betrieben wurden – zur damaligen Zeit eine sehr fortschrittliche Technik.
Durch seine Größe und robuste Bauweise ist der Kran ein ganz besonderes Bauwerk, das jedem sofort ins Auge fällt. Heute ist der Platz um den alten Kranen bei jungen Leuten und Studenten sehr beliebt. Vor allem im Sommer ist dort zu fast jeder Tages- und Nachtzeit etwas los. nach oben ↑
6. Bismarckturm und Rundwanderung
Der Bismarckturm hat seinen ganz besonderen Charme. 1905 eingeweiht, bietet er seitdem seinen Besuchern einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Direkt an der berühmten Weinlage „Würzburger Stein“ und inmitten des geschützten Bismarckwäldchens gelegen, ist der Turm zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Als Ziel einer kleineren, stadtnahen Wanderung liegt der Turm am Stein-Wein-Wanderpfad und ist dadurch vom Hauptbahnhof in einer knappen halben Stunde erreichbar. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte sich den Besuchs des Panoramawegs, der zum Bismarckturm führt, überlegen. Hier wartet nochmal ein ganz besonderer Blick auf die Umgebung Würzburgs. nach oben ↑
7. Alte Universität
Mehr als 25.000 Studenten sind an den Hochschulen der Stadt Würzburg eingeschrieben, was Würzburgs Charakter als Universitätsstadt widerspiegelt. Alle Hochschulen sind für die Stadt von großer Bedeutung, aber das Herzstück des studentischen Lebens bildet die alte Universität, die zur Julius-Maximilian-Universität Würzburg gehört. Das Renaissance-Gebäude der alten Universität ist historisch und architektonisch wohl der bedeutendste aller Würzburger Universitätsbauten. Die Würzburger Universität wurde 1582 von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn gegründet, der Bau 1591 fertiggestellt. Damals waren alle Fakultäten in der alten Universität untergebracht. Heute hingegen ist die Julius-Maximilian-Universität um viele weitere Gebäude erweitert worden; lediglich die juristische Fakultät findet sich weiterhin im Renaissance-Bau.
Für Besucher sind vor allem das beeindruckende Äußere der Universität und die dazugehörigen Universitätskirche von Bedeutung. Besonders das kunstvolle Relief über dem Eingang und der Innenhof sind einen Besuch wert. nach oben ↑
8. Marienkapelle
Im Herzen der Altstadt, direkt am Marktplatz, liegt die Marienkapelle. Diese spätgotische Hallenkirche ist durch ihr imposantes Äußeres kaum zu übersehen. Das Gebäude ist in Weiß und einem auffallendem Rot-Braun gehalten. Von innen ergibt sich eine anderes Bild. Fast ganz in Weiß getüncht wirkt das Innenleben eher unschuldig und fast bescheiden. Dennoch verbreitet die hohen Decken eine erhabene Atmosphäre. Das Abbild von Adam und Eva kann ruhigen Gewissens als wunderschön bezeichnet werden.
Trotz der schönen Erscheinung der Kirche soll deren unrühmliche Vergangenheit nicht unerwähnt bleiben. Im 14. Jahrhundert kam es bei der Suche nach Schuldigen, die für die Pestkrankheit verantwortlich gemacht werden könnten, zu einem Pogrom gegen die Würzburger Juden. Dabei wurden viele der Juden ermordet und die Synagoge niedergebrannt. An dieser Stelle sollte später die Marienkapelle errichtet werden. nach oben ↑
9. Käppele: Kapuzinerkloster Nikolausberg
Auf dem Nikolausberg über Würzburg thront das Kloster der Kapuzinermönche, im Volksmund auch Käppele genannt. Diese Wallfahrtskirche wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut. Aufwändig gestaltete Fresken, Bilder und eine im Original erhaltene Pieta (Abbild der Maria mit dem gekreuzigten Jesus in den Armen) machen Kirche und Kloster sehenswert. Auch von außen ist das Käppele auffällig gestaltet: riesige runde Dächer mit verspielten Spitzen geben dem Bauwerk sein charakteristisches Aussehen.
Wer dem Käppele einen Besuch abstatten will, kann – statt dem direkten Aufstieg – den malerischen Stationsweg wählen. Hier verläuft der Weg vorbei an 14 Kapellen, die mit lebensgroßen und aufwändig verzierten Figuren versehen sind. nach oben ↑
10. Falkenhaus
Direkt neben der Marienkapelle im Herzen der Würzburger Altstadt befindet sich das Falkenhaus. Das Besondere an diesem Gebäude ist seine Außenfassade, weswegen das Falkenhaus als eines der schönsten Rokoko-Stuckdekorationen bezeichnet wird. In den freundlichen Farben Weiß und Gelb gehalten, wirft jeder Würzburg Besucher gerne einen etwas genaueren Blick auf die aufwändige Verzierung.
Während der Bombardierungen des 2. Weltkriegs ist das Falkenhaus komplett ausgebrannt, wodurch die Stuckarbeiten zerstört wurden. In den darauf folgenden Jahrzehnten konnte das Bauwerk jedoch nach kulturhistorischem Vorbild wieder vollständig rekonstruiert werden. Im Gebäude selber befindet sich neben der Stadtbibliothek eine Touristeninformation, an der Besucher weitere Hinweise und Tipps für ihren Würzburg-Urlaub erhalten können.
Google und Geschichte – Robin Brunold studierte neuere und Neueste Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und politische Wissenschaften und absolvierte seinen Magisterabschluss im Januar 2013 an der LMU München. Davor hat er die Waldorfschule Ismaning besucht und mit dem externen Abitur abgeschlossen. Heute arbeitet er selbstständig im Bereich Suchmaschinenmarketing und als Freier Historiker.
Literatur und Auswahlbibliographie
- Bayerische Schlösserverwaltung (Hrsg.): Residenz Würzburg und Hofgarten. Amtlicher Führer. 2001
- „Würzburg Wiki“ – freie Online-Enzyklopädie für die Stadt und den Landkreis Würzburg. Datum der letzten Einsichtnahme: 18.11.2014.