Waffen und Gesetze gedeihen nicht zusammen.
Gaius Julius Caesar
Titel wie Kaiser und Zar, die in den Jahrhunderten der großen Monarchien mächtige Herrscher trugen, lassen sich zurückführen auf einen Namen: Auf Gaius Julius Ceasar. Caesar, der sich im gallischen Krieg als hervorragender Feldherr auszeichnete, einen Bürgerkrieg in Rom provozierte, schließlich die Republik durch eine Diktatur mit ihm an der Spitze ersetzte und letztendlich von aufgebrachten Verfechtern der republikanisch-demokratischen Idee erdolcht wurde. Die „Iden des März“ sind seitdem ein feststehender Begriff für nahendes Unheil, bezugnehmend auf den Tag von Caesars Ermordung am 15. März des Jahres 44 vor Christus. Lesen Sie die Lebensgeschichte des großen römischen Diktators. Behandelt wird der Lebensweg Gaius Julius Caesars mitsamt seinen kriegerischen Unternehmungen, dem römischen Bürgerkrieg, seinen zahlreichen Liebschaften und dem erfolgreichen Attentat durch 60 Verschwörer.
Aus den 56 Jahren, die Gaius Julius Caesar auf dieser Erde gelebt hat, gibt es viel zu erzählen. Er selbst hat es auf umfangreiche Weise in seinen Büchern über den gallischen Krieg getan („Commentarii de bello gallico“), und ebenso zahlreiche Zeitgenossen und spätere Historiker aus allen Jahrhunderten. Bis heute bietet Caesar mit seinen Taten viel Raum für Interpretation. Man kann ihn einen machtgierigen Egoisten nennen, der seinen Verlust für jedes Maß mit seinem Leben bezahlt hat, jedoch auch einen fortschrittlichen Revolutionär, der im Gegensatz zu den verschrobenen Senatoren gesehen hat, dass die alten Strukturen der späten Republik dem stetig größer werdenden römischen Reich nicht mehr gewachsen waren.
1. Ceasars Kindheit und Jugend
Gaius Julius Ceasar wurde antiken Geschichtsschreibern – Sueton, Plutarch und Appian – zufolge am 13. Juli 100 v. Chr. geboren. Deshalb heißt der Monat heute so: Caesar stammte aus der Familie der Julier, die sich selbst eine göttliche Abstammung zusprachen. Sie sahen sich als Nachfahren des Julus – Sohn des Aeneas – welcher nach seiner Flucht aus dem brennenden Troja eine Stadt gegründet haben soll, aus der später Rom hervorging. Aenas wiederum gilt als Sohn der Göttin Aphrodite.
Über Ceasars Kindheit ist kaum etwas bekannt. Zwar hat Plutarch eine allumfassende Biografie über ihn geschrieben, deren Anfang ist jedoch verloren gegangen. Geht man davon aus, dass der kleine Gaius eine Kindheit hatte, wie sie Aristokraten-Kinder zu seinen Lebzeiten hatten, so wuchs er die ersten Jahre bei seiner Mutter Aurelia auf, bekam dann mit sieben bis zehn Jahren Elementar- und bis 15 Jahren Grammatikunterricht mit Rhetorik sowie griechischer und lateinischer Literatur. Danach folgte eine einjährige politische Ausbildung, die die Jungen von Rednern, Juristen und Politikern erhielten, um die politischen Strukturen Roms kennenzulernen. Mit 15 oder 16 Jahren erreichte ein römischer Junge die Volljährigkeit, und als Zeichen derer durfte er fortan eine Männertoga tragen. Etwa in diesem Alter heiratete Caesar auch Cornelia, seine erste Frau.
2. Caesars Lebenswelt – Die späte römische Republik
Caesar wurde in eine Zeit hineingeboren, die Historiker heute als die späte römische Republik betiteln. Gemeint ist damit das zweite und erste Jahrhundert vor Christus. Rom war zu dieser Zeit ein Weltreich, das mit viel Brutalität in zahlreichen Kriegen erobert worden war. Ganz Italien gehörte bereits zum römischen Reich, ebenso große Teile Griechenlands, Spaniens, Nordafrikas, Kleinasiens und Galliens (das Gebiet des heutigen Frankreichs, Belgiens und von Teilen Deutschlands). Regiert wurde Rom von Beamten aus einigen adeligen Familien und wenigen Aufsteigern. Wer in der Regierung war, wurde als Magistrat bezeichnet und bekleidete eines von mehreren Ämtern, welche zum „cursus honorum“, der Ämterlaufbahn, gehörten. Ein Amt wurde nur ein Jahr lang bekleidet. Eine politische Karriere sah folgendermaßen aus:
- Erstes Amt: Die Quästur, die sich mit Finanzbelangen befasste
- Zweites Amt: Die Ädilität, die Aufgaben rund um alle öffentlichen Angelegenheiten enthielt (wie Wasser- und Lebensmittelversorgung der Bevölkerung, Veranstaltung öffentlicher Spiele, Beaufsichtigung öffentlicher Märkte, Bäder, Bordelle, Plätze)
- Drittes Amt: Die Prätur, deren Amtsträger mit juristischen Aufgaben betraut waren
- Das Konsulat, das höchste Amt der römischen Republik. Wer Konsul war, hatte unter anderem den Oberbefehl über das römische Heer, verhängte Kapitalstrafen und brachte Gesetzesentwürfe vor.
Ein wichtiges Gremium war damals der Senat, den unter der Herrschaft Gaius Julius Caesars 900 Senatoren bildeten. Sie waren ehemalige Amtsträger, die die Magistrate berieten. Eine Zeit lang war der Senat – oder besser gesagt: einige einzelne Senatoren – sehr einflussreich, denn auch wenn er eigentlich den herrschenden Magistraten nur Ratschläge gab, blieb diesen meist keine Wahl, als sich an diese zu halten. Es gab jedoch einen „princeps senatus“, also einen ersten Senator, welcher seine Meinung zuerst äußerte, gefolgt von den ehemaligen Konsuln. Alle übrigen Senatoren hatten sich eigentlich nur noch anzuschließen.
Im ersten Jahrhundert vor Christus spalteten sich die Senatoren in zwei Gruppen, die Popularen und die Optimaten. Erstere versuchten, ihre Macht mithilfe der Volksversammlungen zu stärken und wahrten den Schein der Volksverbundenheit, indem sie Themen aufgriffen, die das Volk angingen, wie etwa Mieten oder Getreideverteilungen. Die Optimaten waren die Konservativen, die sich für die Stärkung des Senats einsetzten.
Die Aristokratie lebte in enormem Reichtum und beschäftigte zahlreiche Sklaven zur Instandhaltung ihrer Anbauflächen, wo sie Öl, Wein und Getreide anbauen ließen, und ihrer Haushalte. Luxusgüter wie Teppiche, prunkvolles Mobiliar oder üppige Festgelage wurden üblich, eine noch größere Rolle spielten Häuser – der römische Adel pflegte eine sogenannte „Villenwirtschaft“. Wolfgang Will zählt all die Häuser auf, die Marcus Tullius Cicero besaß – und nennt ihn dann vergleichsweise „eher arm“, weil er sich keinen Fischteich mit Meerbarben leisten konnte. Ohne finanziellen Reichtum war eine politische Karriere in Rom nicht möglich.
Den Kurs der römischen Politik bestimmten in der späten Republik Einzelpersonen, von denen Gaius Julius Caesar vermutlich die bekannteste, aber nicht die einzige ist.
Senatoren und Feldherren wie Gnaeus Pompeius, Marcus Tullius Cicero, Marcus Porcius Cato, Lucius Cornelius Sulla oder Gaius Marius sind wichtige Namen, die natürlich auch in Caesars Leben – oft situationsbedingt als Rivalen oder Verbündete – eine Rolle spielten. Keiner dieser Männer starb eines natürlichen, friedlichen Todes im hohen Alter – alleine das macht schon deutlich, wie radikal und gnadenlos die Kämpfe um Macht und Ämter unter den Mächtigen Roms waren. Das einfache römische Volk bestand aus der plebs rustica, der Landbevölkerung, und der plebs urbana, der Stadtbevölkerung. Zu Zeiten Caesars lebten wohl zwischen 700.000 und einer Million Menschen in Rom, wovon etwa 100.000 bis 200.000 als Sklaven ihr Dasein fristeten.
Cursus Honorum und Triumvirat – Caesars politische Karriere
Caesars Lebenswerk, das ihn letztendlich unsterblich und zum Diktator machte, war der gallische Krieg. Voraussetzung dafür war jedoch eine politische Karriere, die er im Jahr 70 vor Christus als Quästor begann. Diese Zeit verbrachte er in der Provinz Hispania Ulterior (Südspanien), wo er die Feldkasse verwaltete und weitere politische Erfahrungen sammelte. Im Jahr 65 vor Christus wurde er Ädil und verdiente sich einen guten Ruf beim Volk, insbesondere durch die Abhaltung aufwendiger und prächtiger (und natürlich sehr teurer) Spiele, wie Theateraufführungen, Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe.
Im Jahr 59 vor Christus bekleidete der zukünftige Diktator – nach der Prätur 62 vor Christus – sein erstes Konsulat, kurz vorher hatte er ein geheimes Bündnis mit Gnaeus Pompeius, einem damals sehr angesehenen Feldherren, und Marcus Crassus geschlossen. Eigentlich waren diese drei Männer sehr ungleiche Bündnispartner und Pompeius und Crassus zudem vorher verfeindet – kaum verwunderlich also, dass dieses heute als Triumvirat bekanntes Bündnis von Anfang an kriselte. Um seine Verbindung mit Pompeius zu stärken, gab Caesar ihm seine einzige Tochter Julia zur Frau, die etwa 30 Jahre jünger war als ihr Gatte.
Gaius Julius Caesar hatte während seines Konsulats aufgrund seiner volksfreundlich scheinenden Gesinnung schon einige einflussreiche Feinde im Senat, von denen der bekannteste Marcus Porcius Cato war. Zwar versuchte Caesar zu Beginn seines Konsulatsjahres noch, die Gunst des Senats zu gewinnen – doch nachdem dieser eines seiner Gesetze prinzipiell ablehnte, ohne sich auch nur damit auseinanderzusetzen, ging er mit diesem und allen weiteren Gesetzen den Weg über die Volksversammlung. Nach Ende seines Konsulats brach er als Statthalter nach Gallien auf, wo das wohl wichtigste Kapitel seines Lebens begann – das Kapitel des Feldherren Caesar.
4. Der gallische Krieg – Ceasars Lebenswerk
Die Jahre 58 bis 52 vor Christus verbrachte Caesar als Feldherr auf seinen Eroberungszügen durch Gallien. Was wir über den gallischen Krieg wissen, wissen wir hauptsächlich von ihm selbst, denn er hat darüber seine berühmten Bücher verfasst („Commentarii de bello gallico“), in denen er sich selbst seinen Zeitgenossen und der Nachwelt als Helden präsentiert. Er schrieb sie in den Jahren 52 und 51 vor Christus, unmittelbar nach dem Ende des Krieges. Natürlich dürfen die Worte des Feldherren – die selbstverständlich nur seine Version darstellen – nicht einfach geglaubt werden, sondern bedürfen Relativierungen, Interpretationen und Kontexten. Dennoch sind seine Bücher eine wertvolle antike Quelle, die besonders gut zeigt, wie Kriegführung damals funktioniert hat – nämlich mit Völkermorden an der Zivilbevölkerung.
Als Motiv für den gallischen Krieg nennt Caesar selbst den Schutz Roms und seiner Provinzen. So erzählt er von mehreren Verschwörungen auf Seiten der Feinde, die es niederzuschlagen gilt. Es gilt als selbstverständlich, dass auch wirtschaftliche Gründe eine enorme Rolle spielten, auch wenn der Autor selbst diese nicht eigens erwähnt. Gallien hatte insbesondere Bodenschätze wie Zinn, Kupfer, Silber und Gold zu bieten. Auch das Holz der gallischen Wälder konnten die Römer gut gebrauchen.
Plutarch zufolge war es Caesars eigener Einsatz als Soldat und Feldherr, der ihn in diesem Krieg auszeichnete. Er kämpfte an der Spitze seiner Soldaten und gewann so ein hohes Maß an Loyalität. Weiterhin machte die enorme Größe der eroberten Gebiete, die hohe Anzahl an besiegten Feinden, aber auch seine weltberühmte Milde – die „clementia Caesaris“, also seine vielen Begnadigungen – sowie die großzügigen Belohnungen für seine Soldaten Caesar zu einem besonderen Feldherrn. Mit dem gallischen Krieg hatte er sich, seine Soldaten und Rom reich gemacht. Mit den Unmengen an Geldern, die daraus nach Rom flossen, veranstaltete er große Feste für die Bevölkerung und beschaffte Arbeitsplätze durch Bauvorhaben.
Die zwei bekanntesten Gegner Caesars, mit denen er in seinen Büchern die Kämpfe personalisiert, waren Ambiorix und Vercingetorix, beides Figuren aus den gallischen Rebellionen ab Herbst 54 vor Christus.
Ambiorix, der König des gallischen Volkes der Eburonen, erwischten die römischen Legionen in einem schwachen Moment und vernichtete tausende Soldaten. Denn das viele tausend Mann umfassende römische Heer hatte Versorgungsschwierigkeiten, weswegen die einzelnen Legionen ihre Winterlager getrennt voneinander aufschlagen mussten und somit natürlich nicht so stark waren wie vereint. Caesar traf diese Niederlage hart und er soll geschworen haben, sich die Haare und den Bart so lange wachsen zu lassen, bis er sich an Ambiorix und den Eburonen gerächt hatte. Die Rache an Letzteren gelang, er soll das das Volk um bis zu 90 % ausgelöscht haben. Ambiorix selbst jedoch bekam er niemals zu fassen.
Vercingetorix gehörte zu den Avernern, griff die Römer im Frühjahr 52 vor Christus an und hätte fast die römische Niederlage herbeigeführt, denn immer mehr gallische Stämme verbündeten sich gegen Caesar und er erlitt einige hefige Rückschläge. Schlussendlich unterwarf er Vercingetorix jedoch und nahm ihn gefangen – das war das Ende des gallischen Kriegs. Vercingetorix blieb in Gefangenschaft, bis er schließlich 46 vor Christus während Caesars Triumphzugs in Rom hingerichtet wurde.
5. Der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius
Im Laufe seiner politischen Karriere hat sich Gaius Julius Caesar im Senat – wo die Mehrheit der einflussreichen Mitglieder Optimaten waren – nicht gerade beliebt gemacht, woran auch der gallische Krieg nichts änderte, auch wenn er seine Rivalen damit beeindruckt haben mag.
Während er Gallien eroberte und dabei sogar die militärischen Erfolge des Pompeius übertraf, führte dieser eher kleine Kriege. Das Triumvirat zerbröckelte spätestens dann, als Crassus im Jahr 53 vor Christus im Parther-Krieg fiel. Außerdem starb im Jahr 54 vor Christus Caesars Tochter Julia im Kindbett – Pompeius war damit verwitwet und nicht mehr Caesars Schwiegersohn. So näherte er sich, einst mit Caesar auf popularer Seite, schließlich doch den Optimaten an.
Als Konsul im Jahr 52 vor Christus beschloss Pompeius ein Gesetz, das klar darauf abzielte, Caesar frühzeitig aus Gallien zurückzuholen. Denn dieser sollte im Jahr 49 vor Christus sein zweites Konsulat bekleiden und musste sich im Jahr davor darum bewerben. Pompeius beschloss nun, dass eine Bewerbung nur für jene möglich war, die persönlich in Rom anwesend waren. Außerdem verfügte er in einem weiteren Gesetz, dass andere ehemalige Amtsinhaber einen Feldherren mitten im Krieg ersetzen konnten. So sollte Caesar Gallien also verlassen, seine Legionen zurückgeben und durch einen Nachfolger ersetzt werden. Der Feldherr erklärte, er würde dies nur tun, wenn Pompeius – dessen Legionen gerade auch im Krieg waren, auch wenn er selbst sich in Rom aufhielt – es ihm gleichtat. In seinen „Commentarii de bello civile“ (Kommentare zum Bürgerkrieg) benennt Caesar Pompeius als den Drahtzieher des Krieges, und zwar aus Gründen der Missgunst: Er dulde niemanden von gleicher Macht neben sich. Der Senat wollte von Caesars Vorschlag nichts wissen und drohte, ihn zum Staatsfeind zu erklären, wenn er seine Truppen nicht aus Gallien abzöge. Er ging darauf aber nicht ein, führte seinen Feldzug zu Ende und begab sich dann in die Hauptstadt. Unterwegs unterwarf er zahlreiche römische Städte. Seine Feinde – Pompeius mit seinen Legionen und mehrere Senatoren – flohen aus der Stadt, um die Rückeroberung Roms zu organisieren. Einer der vielen Briefe des berühmten Redners Marcus Tullius Cicero spiegelt die Meinung wider, die über Caesar im Senat herrschte:
„Dieser elende, wahnsinnige Kerl, der niemals auch nur einen Hauch des Edlen verspürt hat! Und da sagt er noch, er tue dies alles, um seine Ehre zu wahren. Aber was heißt Ehre ohne Anstand? Ist es etwa anständig […] Bürgerstädte zu besetzen, um leichter an die Vaterstadt heranzukommen?“
(vgl. Zitat bei Will, S. 141)
Das römische Reich war nun gespalten in von Caesar und von Pompeius beherrschte Gebiete, und die Legionen kämpften gegeneinander, bis schließlich Caesars Soldaten jene des Pompeius vernichtend schlugen. Da auf Optimatenseite ohnehin schon Meinungschaos geherrscht hatte und nicht alle mit Pompeius‘ Vorgehen einverstanden gewesen waren, war dieser nun verlassen und suchte Schutz in Ägypten, wo er jedoch von den Herrschenden – seinen früheren Verbündeten – ermordet wurde.
In Afrika hielten sich indessen noch Feinde Caesars unter der Führung der Optimaten Scipio und Cato auf. Ersterer schickte seine Legionen in den Kampf, die jedoch vernichtend geschlagen und – trotz ihrer Kapitulation – von Caesars Truppen grausam getötet wurden. Da er keine Möglichkeit mehr sah, Caesar zu besiegen, sich jedoch nicht ergeben wollte, beging sein erbittertster Feind Cato Selbstmord. Scipio tat es ihm bald gleich. Damit waren die Hauptgegner Cäsars tot. Übrig blieben die Söhne des Pompeius, gegen die er am 17. März 45 vor Christus die Entscheidungsschlacht in Spanien führte. An deren Ende hielt Caesar den Kopf des jungen Pompeius in den Händen. Der Bürgerkrieg war damit beendet. Der siegreiche Feldherr kehrte nach Rom zurück, wo er sich zum Diktator auf Lebenszeit ernannte. Diese jedoch sollte nur mehr ein knappes Jahr dauern.
6. Caesar als Alleinherrscher in Rom
Als Gaius Julius Caesar nach dem Bürgerkrieg nach Rom kam, gehörte es ihm allein. Die Senatselite – seine Gegner – waren zum großen Teil tot. Diejenigen, die sich mehr oder weniger herausgehalten hatten, wie zum Beispiel Cicero, waren aus dem römischen Machtbereich ausgeschlossen, denn über den verfügten nun der Diktator und seine Vertrauten – Leute, die durch ihn erst aufgestiegen waren und deren Karriere von ihm abhing. Der berühmteste von ihnen ist Marc Antonius. Wieder einmal kann man Cicero zitieren, wenn man die Situation der ehemaligen, noch lebenden Elite Roms darstellen möchte: „Lasst uns zumindest halbfrei sein. Das können wir erreichen, wenn wir den Mund halten und nicht weiter auffallen.“ (Zitat bei Will, S. 165)
Caesar brachte die alte Macht sowie die alten Strukturen des Senats nun vollkommen durcheinander: Er ließ im Namen ehemals mächtiger Senatoren Beschlüsse unterschreiben und Kontakte knüpfen, ohne dass diese etwas davon erfuhren. Außerdem vergrößerte er den Senat, ließ Leute aus römischen Provinzen und von alles andere als adeligem Blut hinein, sodass der Senat bald ein buntes Zusammenkommen von Männern verschiedenster geografischer und ständischer Herkunft wurde. Die Besetzung der alten Ämter wurde zwar nach wie vor von der Volksversammlung gewählt, aber Caesar gab ihr „bindende Empfehlungen“ (Will, S. 166).
Anders als während seines politischen Aufstiegs vor dem gallischen Krieg war dem Diktator auf dem Zenit seiner Macht das Volk nicht mehr wichtig. So war die soziale Lage prekär, nicht zuletzt, weil immer mehr arme Leute vom Land nach Rom strömten. Mit kurzfristigen Leistungen, wie Festessen, Geldgeschenken oder Getreidespenden, geizte Caesar jedoch nicht, womit es ihm gelang, die plebs urbana einigermaßen ruhig zu halten und eine Eskalation der sozialen Unruhen zu vermeiden. Caesars größte Reform war die Einführung des Julianischen Kalenders, den wir bis heute kennen. Deshalb ist sein Geburtsmonat Juli auch nach ihm benannt. Außerdem stabilisierte er mit einer neuen Goldmünze die Währung, änderte noch andere kleinere Dinge und hatte große Pläne – an wirklich bedeutenden Reformen hinderte ihn jedoch sein Tod.
Gaius Julius Caesar war Alleinherrscher und ließ sich durch Feste und Triumphe wie ein Gott feiern und verehren. Einen Titel hatte er jedoch nicht. Dass er Purpurgewänder und Lorbeerkränze trug, zeugt noch dazukommend davon, dass er sich eigentlich gerne als König gesehen hätte. Doch seit der letzte König Lucius Tarquinius Superbus im Jahr 509 v. Chr. aus Rom vertrieben worden war, war das Königtum in Rom unerwünscht. Als Antonius ihm einen Monat vor seinem Tod öffentlich ein Lorbeer-Diadem – ein Königssymbol – anbot, lehnte er jedoch ab – vermutlich, weil er den öffentlichen Widerwillen gegen das Königtum spürte. Stattdessen führte er eine neue Amtsbezeichnung ein, den dictator perpetuus („Diktator auf Lebenszeit“), die er sich sogleich verlieh.
7. Die Iden des März – Caesars Ermordung
Marcus Brutus ist als der Caesarmörder in die Geschichte eingegangen. In Wirklichkeit waren es 60 Verschwörer, die den Diktator am 15. März 44 vor Christus in einer Senatssitzung mit 23 Messerstichen erdolchten. Brutus war der Sohn Caesars langjähriger Geliebter Servilia und somit von Kindesbeinen an sein enger Vetrauter, der auch von ihm gefördert worden ist. Andererseits jedoch war er auch der Schwiegersohn von Caesars erbittertem Feind Cato.
Die Verschwörer selbst sahen ihre Tat als höchst politisch an, als eine Befreiung vom Tyrannen und als Wiederherstellung der Republik. Der 15. März jedenfalls war der Tag der letzten Senatssitzung, bevor Caesar in einen neuen großen Feldzug aufbrechen wollte. Caesar wollte der Sitzung eigentlich fernbleiben. Man geht davon aus, dass er gewarnt worden sein muss, da sich eine Verschwörung mit so vielen Mitgliedern kaum verheimlichen lässt. Auch seine Frau Calpurnia soll ihn gewarnt haben, sie habe schlecht geträumt. Er wurde jedoch überredet und ging doch. Mitten im Senatssaal dann überfielen ihn seine Mörder. Sie umringten ihn und taten zunächst so, als hätten sie Anliegen an ihn, bis ihm einer von ihnen die Toga vom Leib riss. Das war das Zeichen zum Start, und sie begannen, auf ihn einzustechen. Seine letzten Worte sollen gewesen sein, nachdem er Brutus unter den Mördern erblickt hatte: „Auch du, mein Sohn Brutus!“ Die nicht eingeweihten Senatoren waren erstens unbewaffnet, zweitens vermutlich auch einfach zu schockiert, um einzugreifen. Aufgebracht war natürlich dann die Stimmung in der Stadt, und selbst die Caesarmörder erklärten zwar ihre Tat als Befreiung, hatten aber nicht wirklich einen Plan, wie es nun weitergehen sollte.
Caesars Vertrauter Marc Antonius reagierte jedoch schnell und drehte alles in eine Richtung, die von Brutus und den anderen vollkommen unerwünscht war: Als amtierender Konsul erklärte er gewisse Maßnahmen des toten Diktators für gültig und ließ öffentlich sein Testament verlesen, in welchem er jedem einzelnen Bürger Roms Geld vermacht hatte. Antonius führte dem Volk Caesars verhüllte Leiche und sein blutiges, durchlöchertes Gewand vor und brachte es so in Rage: Caesar war nun ihr großzügiger, göttlicher Herrscher, der kaltblütig ermordet worden war. Brutus und die übrigen Verschwörer waren nun Mörder – begnadigte zwar, aber das Volk war wütend auf sie. Caesars Mörder hatten es trotz ihrer „Befreiungstat“ nicht geschafft, die Republik wiederzubeleben. Stattdessen ergriff bald Caesars Großneffe und Adoptivsohn Octavian, besser bekannt als Kaiser Augustus, die Macht in Rom und etablierte mit dem Prinzipat eine neue Form der Alleinherrschaft.
8. Caesars Ehen und Liebschaften
Politische und kriegerische Taten sind es, weswegen Menschen meist in die Geschichte eingehen, während das Privatleben oft im Dunkeln bleibt. Dabei geht beides oft Hand in Hand, und außerdem sind es die privaten Dinge, die die historischen Figuren greifbar und lebendig machen. Deswegen folgt hier nun nach einem Überblick über Caesars Leben als Politiker und Feldherr ein Kapitel über „Gaius“ als Mann.
8.1 Cornelia – Ein inniges Band der Liebe
Gaius Julius Caesar war dreimal verheiratet. Seine erste Frau war Cornelia, mit der ihn allem Anschein nach tatsächlich ein enges Band der Liebe verbunden hatte. Geheiratet haben sie etwa im Jahr 85 oder 84 vor Christus, dementsprechend war der junge Gaius damals gerade einmal 15 oder 16 Jahre alt. Cornelia war die Tochter des Konsuls Cinna, einem Gegner des damaligen Herrschers Sulla. Als dieser dann seine berühmt-berüchtigten Proskriptionen erließ, also öffentlich ausgestellte Listen mit Namen von Menschen, auf deren Tötung eine Belohnung stand, entging Caesar diesen nur knapp.
Denn Sulla hatte von ihm gefordert, sich von Cornelia scheiden zu lassen, doch Caesar lehnte das ab. Stattdessen floh er aus der Stadt, bis später einige Verwandte seine Begnadigung erreichten. Cornelia starb im Jahr 69 vor Christus, woraufhin ihr verwitweter Gatte etwas Ungewöhnliches tat: Er hielt eine Leichenrede auf sie, und war somit der erste, der für eine jung verstorbene Frau eine Rede hielt. Mit Cornelia hatte Caesar seine Tochter Julia, die später die Frau des Pompeius wurde und 54 vor Christus im Kindbett starb.
8.2 Pompeia – Scheidung aus politischen Gründen
Im Jahr 67 vor Christus heiratete er dann Pompeia (die trotz des Namens nichts mit Pompeius, Caesars Feind im Bürgerkrieg, zu tun hatte). Diese Ehe scheint nicht ganz so herzlich gewesen zu sein und hielt auch nur fünf Jahre, bis zum Jahr 62 vor Christus. Aufgelöst wurde sie schließlich von Caesar aus politischen Gründen und Gründen seines Ansehens: In Rom gab es damals das traditionelle Fest für die Fruchtbarkeits- und Heilgöttin Bona Dea, an welchem nur Frauen teilnehmen durften. Im Jahr 62 vor Christus war Pompeia unter den aristokratischen Frauen Roms die Gastgeberin für dieses Fest. Ein junger Mann der römischen Elite, Clodius, schlich sich – so berichtet es der Geschichtsschreiber Plutarch – als Harfenspielerin verkleidet in Caesars und Pompeias Haus. Natürlich wurde er erwischt und soll mit dieser Aktion einen gewaltigen Skandal ausgelöst haben – so weit, dass ihm sogar ein Prozess wegen Religionsfrevel angedroht wurde. Dadurch, dass Clodius unerlaubterweise in Caesars Haus eingedrungen war, hatte er ihn gewissermaßen entweiht, er hätte sich nun also gegen ihn stellen müssen. Doch das wäre politisch ungünstig, da beide auf Seiten der Popularen standen. So rettete Caesar die Situation, indem er sich von Pompeia scheiden ließ, obwohl diese vermutlich an dem ganzen Skandal vollkommen unschuldig war.
8.3 Calpurnia – Eine antike Fernbeziehung
Im Jahr 59 vor Christus heiratete Caesar schließlich Carpurnia, die bis zu seinem Tod seine Frau blieb. Über sie und diese Ehe ist recht wenig bekannt. Vermutlich verbrachten sie auch nicht viel Zeit miteinander, denn die meiste Zeit war der Ehemann in Gallien. Auch sein Aufenthalt in Ägypen sowie seine Liebesgeschichte mit Kleopatra fielen in den Zeitraum dieser Ehe.
8.4 Kleopatra – Liebe, Lust und Intrigen
Die ägyptische Königin und Caesar waren sich im Jahr 48 vor Christus zum ersten Mal begegnet. Da Kleopatra mit den Erziehern des 9-jährigen ägyptischen Königs Ptolemaios, ihrem kleinen Bruder und Ehemann, im Clinch lag, ist sie aus der Hauptstadt Ägyptens, Alexandria, vertrieben worden. Als nun der berühmte Römer sich dort aufhielt, suchte sie das persönliche Gespräch mit ihm und ließ sich heimlich, in einen Sack gewickelt, in dem sonst Teppiche transportiert wurden, zu Caesar schmuggeln.
Davon soll dieser sehr beeindruckt gewesen sein, und für die Zeit seines neunmonatigen Aufenthaltes in Ägypten blieb er mit der jungen Königin zusammen. Der Schreiber Appian schreibt über Caesar: „Zusammen mit Kleopatra besichtigte er das Land und vergnügte sich auch sonst mit ihr.“ (Zitat bei Will, S. 155) Aus ihrem Vergnügen entstand Kleopatras Sohn Kaisarion, der später mit 17 Jahren von Augustus ermordet worden ist. Wohlgemerkt war Caesar währenddessen mit Calpurnia verheiratet.
Dennoch besuchte Kleopatra Caesar wenig später im Jahr 46 vor Christus und wohnte bis April 44 in einer Villa Caesars. Sie erlebte also auch seine Ermordung mit.
8.5 Servilia – Eine Liebe im Dunklen
Servilia war die Mutter des Marcus Brutus, dem Kopf der Caesar-Verschwörer. Mit ihr soll er über 20 Jahre hinweg eine Beziehung gehabt haben. Da er Brutus so sehr förderte, gab es auch Annahmen darüber, dass er sein Sohn sein könnte. Über die Beziehung zwischen Servilia und Caesar ist ansonsten nicht viel bekannt.
8.6 Nikomedes – Caesars homoerotisches Abenteuer?
Im Jahr 80 vor Christus wurde Caesar aus militärischen Gründen zum König von Bithynien, Nikomedes, beordert, um bei der Eroberung von Mytilene zu helfen. Anstatt zurück nach Rom zu gehen, kehrte er nach der Eroberung zurück zu Nikomedes. In Rom begann etwas, was wir heute „Shitstorm“ nennen würden: Von allen Seiten wurde Caesar nachgesagt, er habe eine Affäre mit dem König. Die Senatoren erwähnten es in ihren Reden, Cicero in seinen Briefen, selbst Dichter machten dieses Gerücht zum Inhalt ihrer Verse. Caesar bekam gehässige Spitznamen wie „regina“ (Königin) oder „Stall des Nikomedes“. Er schwor sogar einen Eid darauf, dass zwischen ihm und Nikomedes nichts lief, machte damit die üble Nachrede aber nicht besser.
Ein Hinweis zum Schluss: Wer auf kurzweilige Weise mehr zur späten römischen Republik zur Zeit Gaius Julius Caesars erfahren möchte, sollte sich die Serie „Rom“ ansehen, die werbefrei auf DVD* zu sehen ist. Die erste Staffel behandelt die Zeit des Bürgerkriegs bis zu den Iden des März, in Staffel 2 geht es um den Aufstieg des Augustus. Obwohl es sich dabei um einen Spielfilm handelt, sind viele authentische Geschehnisse in die Serie aufgenommen worden, und auch einige der Interpretationen der Filmemacher sind sehr spannend. So wird etwa Servilia, der Mutter des Marcus Brutus, aus Gründen der Eifersucht eine entscheidende Rolle an der Ermordung Caesars zugeschrieben.
Artikel erstmals erschienen am 23. April 2016
Elsa Stocker studierte an der LMU München Geschichte, Germanistik und Kommunikationswissenschaften. In den Jahren 2012 und 2014 absolvierte sie ihre zwei Bachelorabschlüsse. Sie lebt mit Ihrer Familie im Süden von Bayern und arbeitet freiberuflich als Texterin, Journalistin und Musiklehrerin.