Die „Frauen-Zeitung“, redigiert von Louise Otto-Peters, erschien erstmals als Probenummer am 21. April 1849. Auch wenn die Zeitung natürlich nicht nur von Frauen gelesen wurde, erhielten diese dadurch erstmals ein Sprachrohr in den deutschen Staaten für ihre politischen und privaten Forderungen. Doch nicht nur das: in der Frauen-Zeitung wurden auch ihre Wünsche und Sehnsüchte erstmals publizistisch artikuliert. Ein damals neuartiges Angebot, das dankend angenommen wurde: Otto-Peters konnte sich über eine sehr rege Anteilnahme freuen. Viele Leserbriefe und Beiträge wurden ihr zugesandt und geben ein anschauliches Bild über die aufkommende Emanzipation im damaligen Deutschland. Doch Louise Otto-Peters riskierte viel. Schnell wurde sie Opfer der politischen Verfolgung und der Zensur, als der Obrigkeitsstaat nach dem Scheitern der Revolution von 1848/49 in Deutschland fortbestand.
1. Erscheinungsdatum und Programm
Louise Otto-Peters (Link zur Biographie) brachte 1849 ihre eigene Zeitung auf den Markt. Am Samstag, dem 21. April 1849, erschien die erste Ausgabe (ausgegeben als Probenummer) der „Frauen-Zeitung“ unter dem Motto: „Dem Reich der Freiheit werb` ich Bürgerinnen!“ Sie erschien bis Juli 1853 wöchentlich jeden Samstag und kostete fünf Reichsgroschen. Die „Frauen-Zeitung“ wurde natürlich nicht nur von Frauen gelesen. Aber für Frauen war sie ein gesellschaftliches und politisches Sprachrohr auf einem sonst von Männern dominierten beruflichen Feld.
Anna Stadelmann weist in ihrem Aufsatz aus dem Jahr 2010 darauf hin, wie unbekannt Otto-Peters Frauen-Zeitung nach wie vor ist. In der Forschungsliteratur zur Frauenbewegung 1848 wird diese Zeitschrift zwar fast durchgehend erwähnt, jedoch selten näher erörtert. Eine Ausnahme bildet die Publikation „Dem Reich der Freiheit werb` ich Bürgerinnen. Die Frauen-Zeitung von Louise Otto“, herausgegeben und kommentiert von Ute Gerhard, Elisabeth Hannover-Drück und Romina Schmitter. Dort sind alle Ausgaben der Zeitschrift vom 21. April 1849 bis zum 31. Dezember 1850 mit allen Artikeln editiert. Jedoch findet auch hier keine Analyse der einzelnen Beiträge und ihrer Verfasser/-innen statt.
Als die erste Nummer der „Frauen-Zeitung“ herauskam, war die Konterrevolution schon auf dem Vormarsch. Die Begeisterung, die noch im März 1848 in den deutschen Staaten herrschte, wurde von den restaurativen Kräften nach und nach beseitigt. In Sachsen wurde die Revolution erst 1850 mit der Niederschlagung des Dresdner Aufstands im Mai besiegt.
In ihrer ersten Ausgabe der „Frauen-Zeitung“ beschrieb Louise Otto-Peters in dem von ihr verfassten Programm Intention und Ziele, die sie mit der Herausgabe ihrer Zeitschrift verfolgte. Louise Otto-Peters mahnt die Frauen, sich in der revolutionären Zeit für ihre Forderungen einzusetzen, um am Ende bei den möglichen Errungenschaften nicht leer auszugehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Revolution noch nicht endgültig besiegt und man erkennt die Hoffnungen, die Otto-Peters noch in diese setzte:
Die Geschichte der Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt: daß diejenigen auch vergessen wurden, welche an sich selbst zu denken vergaßen!
Dieser selbe Erfahrungssatz ist es, welcher mich zur Herausgabe einer Frauen-Zeitung veranlasst. Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns Alle befinden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie selbst an sich zu denken vergessen!
Wohl auf denn, meine Schwestern, vereinigt Euch mit mir, damit wir nicht zurückbleiben, wo Alle und Alles um uns und neben uns vorwärts drängt und kämpft.
Sie fordert die Mündigkeit der Frauen und die Freiheiten, für die in der Revolution gekämpft wurden, auch für die Frauen:
Wir wollen auch unser Theil fordern und verdienen an der großen Welt-Erlösung, welche der ganzen Menschheit, deren eine Hälfte wir sind, endlich werden muß.
Wir wollen unser Theil fordern: das Recht, das Rein-Menschliche in uns in freier Entwickelung aller unserer Kräfte auszubilden, und das Recht der Mündigkeit und Selbstständigkeit im Staat.
Des Weiteren ruft sie die Frauen dazu auf, sich für diese Ziele der Revolution einzusetzen. Sie sollen diese so weit verbreiten, wie ihnen alleine möglich ist. Sehr wichtig ist ihr dabei die Erziehung der Kinder:
Wir wollen unser Theil verdienen: wir wollen unsere Kräfte aufbieten, das Werk der Welt-Erlösung zu fördern, zunächst dadurch, daß wir den großen Gedanken der Zukunft: Freiheit und Humanität (was im Grunde zwei gleichbedeutende Worte sind) auszubreiten suchen in allen Kreisen, welche uns zugänglich sind, in den weiteren des größeren Lebens durch die Presse, in den engeren der Familie durch Beispiel, Belehrung und Erziehung.
Sehr wichtig ist ihr die Zusammenarbeit. Schon zu diesem Zeitpunkt sieht sie die Lösung im Zusammenschluss der Frauen. Otto-Peters ruft die Frauen dazu auf, mit ihr an dieser Zeitschrift zu arbeiten, sie zu unterstützen:
Wir wollen unser Theil aber auch dadurch verdienen, daß wir nicht vereinzelt streben nur Jede für sich, sondern vielmehr Jede für Alle, und daß wir vor Allem Derer zumeist uns annehmen, welche in Armuth, Elend und Unwissenheit vergessen und vernachlässigt schmachten.
Wohl auf, meine Schwestern, helft mir zu diesem Werke! Helft mir für die hier angedeuteten Ideen zunächst durch diese Zeitung zu wirken!
Von vornherein stellt Louise Otto-Peters klar, dass sie (und dadurch die „Frauen-Zeitung“) unter Emanzipation der Frau nicht die Angleichung der Frauen an die Männer versteht. Sie fordert die Mündigkeit und Freiheit der Frauen, im Gegensatz zu Louise Aston. Diese wurde unter anderem dadurch berühmt, dass sie sich in Hosen bekleidet und Zigarre rauchend unter Männer gesellte.
[…] ich berufe mich auf mein Leben, auf mein schriftstellerisches Wirken seit 1843 – wer etwas davon kennt, wird wissen, daß ich nicht zu den sogenannten ‚Emancipirten’ gehöre, zu denen, welche das Wort ‚Frauen-Emancipation’ in Mißcredit gebracht haben, indem sie das Weib zur Carricatur des Mannes herabwürdigten. Man wird also weder mich, noch meine mitarbeitenden Schwestern zu diesen ‚Emancipirten’ werfen können […]
Am Ende appelliert Otto-Peters noch einmal an die Frauen, sich ihr anzuschließen und sich durch Beiträge in die Öffentlichkeit zu trauen. Für sie ist es nicht wichtig, ob es sich bei den aktiven Frauen um Schriftstellerinnen handelt oder Anfängerinnen. Otto-Peters erkennt die Notwendigkeit, dass die herrschenden Missstände veröffentlicht werden müssen, um in das Bewusstsein der Menschen zu gelangen. Nur wenn die Zustände bekannt werden, kann etwas dagegen unternommen werden:
So fordere ich denn hiermit alle gleichgesinnte Schriftstellerinnen und Schriftsteller, welche für die Rechte der Frauen in den Schranken traten, auf, mich bei diesem Unternehmen durch Beiträge zu unterstützen. Ich bitte auch diejenigen meiner Schwestern, die nicht Schriftstellerinnen sind, um Mittheilungen, zunächst die Bedrückten, die armen Arbeiterinnen, auch wenn sie sich nicht geschickt zum stilisirten Schreiben fühlen; […] aber es liegt mir daran, daß gerade ihre Angelegenheiten vor die Oeffentlichkeit kommen, so kann ihnen am ersten geholfen werden.
2. Aufbau, Programm, Inhalt und Mitarbeiterinnen
Von April 1849 bis Dezember 1850 wurde die „Frauen-Zeitung“ bei Theodor Haffner gedruckt und vertrieben. Ab 1851 wurde der Verlagsort nach Gera verlegt und Adolph Hofmeister fungierte bis 1853 als Verleger. Das letzte halbe Jahr der Zeitschrift, als sie unter dem Titel „Deutsche Frauen-Zeitung“ erschien, wird Hinze als Redakteur und Verleger angegeben. Haffner war damals erst 25 Jahre alt und auch aufgrund seiner Mitarbeit an der „Frauen-Zeitung“ wurde am 21. Juli 1850 ein Gutachten von Regierungsrat Thimmig über ihn erstellt. In diesem heißt es:
Theodor Haffner „[…] ist schon einige Male wegen Preßvergehen zur Untersuchung gezogen worden. Auch druckt er die Frauenzeitung von Louise Otto in Meißen […] Er ist erst 25 Jahre alt, noch unverheirathet und etwas affektiert und eingebildet, nur kommt er in pekuniärer Hinsicht nicht so fort, wie er es wünscht, er wohnt bei seinem Stiefvater, dem Tischlermeister Miersch (auch Republikaner) zur Miethe und wird außer den obgenannten Blättern wenig Geschäfte machen.“
Für Haffner stellte das Projekt „Frauen-Zeitung“ ein gewisses Wagnis dar, dessen mögliche Konsequenzen er aber in Kauf nahm.
Die „Frauen-Zeitung“ hatte einen Umfang von acht Seiten und beinhaltete eine abwechslungsreiche Mischung aus Abhandlungen, Gedichten, politischen Mitteilungen und Kommentaren, Novellen und Erzählungen. Im Bereich „Bücher“ wurden neue Romane etc. vorgestellt und rezensiert. Interessant ist vor allem die Rubrik „Blick in die Runde“: Hier wurden politische Neuigkeiten aus dem Alltag der Frauen (z. B. die Bildung neuer Frauenvereine), der Revolution oder anderer Aktivitäten gedruckt. Dieser Teil war der eigentlich politische, versteckt zwischen den langen Beiträgen, den vorgestellten Büchern und den Leserzuschriften. Meist handelte es sich bei diesen Beiträgen auch nur um ganz kurze Notizen, die aber wichtige Informationen über die politischen Vorkommnisse in den deutschen und ausländischen Staaten beinhalteten.
Einen großen Teil der Zeitschrift nahm die „Briefkastenecke“ ein. Es schrieben viele Frauen und auch Männer an die Redaktion und berichteten aus ihrem Leben, ihrem Umfeld oder gaben ihren Kommentar zu bestimmten Themen ab. Diese große Teilhabe von Frauen und Männern aus den verschiedensten Teilen Deutschlands, egal ob professionelle Schriftsteller und -innen oder gewöhnliche Arbeiter und- innen, machte den Sinn und den Zweck der „Frauen-Zeitung“ aus. Wie weiter oben bereits dargestellt, wollte Louise Otto-Peters genau das erreichen und rief in ihrem Programm dazu auf: Die Frauen sollten sich mit ihren Gedanken, Gefühlen und Forderungen an die Öffentlichkeit wagen. Für Otto-Peters war der erste Schritt, sich außerhalb des gewohnten Umfelds von Haus und Familie zu bewegen und selbst die Stimme für ihre Rechte zu erheben. Viele taten dies auch anonym, wahrscheinlich, um von ihren Familien und Bekannten unentdeckt zu bleiben.
Das Hauptaugenmerk in der „Frauen-Zeitung“ lag auf der Emanzipation der Frauen, deren mangelhafter Bildung und dadurch ihrer Unselbständigkeit und Abhängigkeit. Für die Frauen war klar, dass diese Abhängigkeit nur durch eine bessere Bildung beendet werden könne, die die Aussicht auf eine Arbeit verbesserte. Daneben wurden aber auch religiöse, kulturelle und historische Bereiche behandelt. Das späte Erscheinen der Zeitschrift (gegen Ende der Revolution) spiegelte die Hoffnung und Enttäuschung der Frauen über die Ergebnisse der Revolution klar wider. Anfangs gab es viele Berichte über Gründungen von Frauenvereinen und Hilfsvereinen, aber als die Restauration begann, vor allem über die Sorge um ihre Männer, Söhne oder Freunde. Daneben jedoch sprachen sie sich in der „Frauen-Zeitung“ weiter für die Emanzipation aus. Über die Auflagenhöhe und Verbreitung der „Frauen-Zeitung“ sind keine genauen Angaben möglich. Nach Geiger und Weigel wurde sie überwiegend von Frauen und Männern aus der Handwerker- und Bürgerschicht gelesen, was vor allem am Preis der Zeitschrift gelegen haben kann und dem Verbot von Frauen in vielen Städten, Leseinstitute zu betreten.
Neben Louise Otto-Peters schrieben viele verschiedene Personen für die „Frauen-Zeitung“. Anhand einer Liste , die sämtliche Beiträge der Zeitschrift mit Namensangaben enthält, habe ich für die Jahre 1849 bis 1852 einen Überblick über die regelmäßigen Mitarbeiter/-innen zusammengestellt. Dazu gibt es auch Angaben über Verfasserinnen und Verfasser, die nicht ihren vollen Namen oder auch nur eine Abkürzung unter ihren Beitrag setzten. Ob es sich bei den verschiedenen Personen um feste Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Louise Otto-Peters handelte, ist nicht feststellbar. Jedoch sieht man an der Häufigkeit einzelner Namen, dass bestimmte Personen bei dem Erscheinen der Zeitschrift sehr involviert waren. Untersucht habe ich dabei aus informativen Gründen vor allem die Artikel und weniger Briefe, Kurzmeldungen oder Rezensionen. Otto-Peters konnte einige bekannte Personen wie Johannes Ronge, Louise Dittmar, Eugenie Blum, Johanna Küster, Alfred Meißner, Kathinka Zitz, Clare von Glümer, sowie Karl und Johanna Fröbel für ihr Vorhaben gewinnen. Auch ihr späterer Ehemann, August Peters, schrieb bereits für die Nummer acht des ersten Jahrganges der „Frauen-Zeitung“.
Im Erscheinungsjahr 1849 fällt eine Mitarbeiterin auf, die sich nur Georgine nennt. Beiträge von ihr erschienen in sieben Ausgaben ab der zehnten Nummer der Frauen-Zeitung im Jahr 1849. Sie schrieb unter anderem die zweiteiligen Artikel „Die Arbeiterinnen“ und „Reform der Familie“, einen über Lehrerinnen und über Frauen-Vereine. Der Revolutionär, Lehrer und Schriftsteller Hermann Semmig trug ab der Nummer 28 bis zum Ende der Frauen-Zeitung viele Artikel bei. Von ihm wurden das dreiteilige Drama „Deutschlands Auferstehung“ und der zweiteilige Artikel „An die Frauen“ veröffentlicht. Viele Beiträge wurden auch nur mit dem Vornamen, anonym oder mit Abkürzungen eingeschickt. So finden sich Beiträge von C., Lamartine, Elisabeth, Charlotte, Martha und C.B im ersten Jahrgang. Manche gaben aber auch nur Bezeichnungen an wie „Weib“ oder „Ausgewanderte“. Ersichtlich ist auf jeden Fall, dass Louise Otto-Peters schon im ersten Jahr ihrer „Frauen-Zeitung“ zahlreiche Unterstützung in den deutschen Staaten fand.
Beim Durchblick des zweiten Jahrgangs erkennt man einige Veränderungen. „Georgine“, die im Jahr davor einige Artikel verfasst hatte, schrieb nur noch einen längeren Beitrag. Neu hinzu kamen mit einigen Beiträgen Minna Zimmermann, neben „Friederike“ und August Peters, der in sieben Nummern seine Erzählungen „Der Kaplan von Fichtelrode“ und „Die todte Braut“ veröffentlichte. „Friederike“ behandelte in ihren Artikeln die Frauenrechte, die Ehe und die Kirche. Daneben veröffentlichten, wie im Jahr zuvor, Hermann Semmig, Johannes Ronge, Johanna und Karl Fröbel und Benno Haberland in der „Frauen-Zeitung“. Die regelmäßigen Beiträge von Semmig, Haberland und Zimmermann blieben auch im dritten Jahrgang der Zeitschrift erhalten. „Georgine“ verfasste hingegen keinen Artikel mehr, dafür arbeitete Friederike Koschuetzki ab 1851 für die „Frauen-Zeitung“. Semmig, Zimmermann und Koschuetzki waren auch die wesentlichen Verfasser und Verfasserinnen im vierten und letzten Jahrgang der Zeitschrift. Auffallend ist die Zunahme der zugeschickten Beiträge, die nicht mit Vor- und Nachnamen gekennzeichnet waren. Vor allem im dritten Jahrgang gibt es davon reichlich. Ob dies eine Folge der Niederschlagung der Revolution und der Restauration war, kann jedoch nur Spekulation bleiben.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich Louise Otto-Peters in jedem Jahrgang ihrer Zeitschrift auf Beiträge von regelmäßigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen verlassen konnte. Dazu kam eine Vielzahl von Artikeln, Briefen, Kommentaren und Meldungen aus vielen deutschen Staaten. Obwohl es sich um eine Zeitschrift für die Interessen der Frauen handelte, wurde sie von vielen Männern gelesen, was die große Anzahl von männlichen Zuschriften belegt. Doch eine gesicherte Aussage, wer sich wirklich hinter den Beiträgen verbarg, ist nicht zu treffen. Möglich sind auch Zuschriften, die von Frauen verfasst, jedoch mit männlichen Namen unterzeichnet wurden.
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3. Probleme: Zensur, Verbot und Hausdurchsuchungen
Über die Probleme und Hindernisse, auf die Louise Otto-Peters bei der Herausgabe ihrer Zeitschrift traf, gibt es bislang nur einzelne Erwähnungen oder Aufsätze. Eine umfassende und detaillierte Darstellung über die politische Verfolgung Otto-Peters fehlt bislang. Im Sächsischen Staatsarchiv Dresden lagern einige Akten, Briefe und Dokumente über diesen Fall, die zum Teil bereits untersucht worden sind. Jedoch wurden diese noch nicht editiert und veröffentlicht. Eine weitere Forschung wäre in diesem Bereich sicher ergiebig.
Die erste politische Verfolgung Otto-Peters fand bereits 1846 statt, als ihr sozialkritischer Roman „Schloß und Fabrik“ erschien. Im Zuge der Repressionswelle in Sachsen, vor allem nach dem gescheiterten Maiaufstand in Dresden 1849, verschärfte sich die politische Situation. Es kam zu Verhaftungen, Verurteilungen und Todesurteilen. Louise Otto-Peters wurde davon direkt betroffen, indem einige ihrer Gesinnungsgenossen wie August Peters und Robert Blum verhaftet oder hingerichtet wurden.
Ihre „Frauen-Zeitung“ wurde von Beginn an beobachtet. Bereits das Programm wurde als Abschrift in die „Acta Die Herausgabe von Zeitschriften und Wochenblättern betr.“ aufgenommen. Im Juli 1850 fand in ihrer Abwesenheit die erste polizeiliche Hausdurchsuchung ihrer Wohnung in Meißen statt. Sie berichtet davon in der Nummer 30 der „Frauen-Zeitung“ 1850. Neben der Polizeiakte zur „Frauen-Zeitung“ wurde eine eigene Akte für sie angelegt: „Acta Gemein- und Staatsgefährliche Subjekte. Die Schriftstellerin Louise Otto aus Meißen betr.“. Diese wurde am 13.7.1850 begonnen und schloss am 10.10.1854.
Der Entwurf zu einem neuen Pressegesetz in Sachsen verbot Frauen die verantwortliche Redaktion – und auch Mitredaktion – an Zeitungen und Zeitschriften. Obwohl es erst im März 1851 in Kraft trat, stellte Louise Otto-Peters bereits im Januar 1851 ihre Zeitschrift ein. Dieses Gesetz, beziehungsweise der betreffende §12, wird in der Forschung oft als „Lex Otto“ bezeichnet. Marion Freund zitiert Louise Otto-Peters, die sich selbst nicht als Auslöser für diesen Paragraphen sieht. Wann dieser Begriff in der Forschung zum ersten Mal erschien, ist nicht bekannt.
Ab Februar 1851 erschien die „Frauen-Zeitung“ doch wieder, jedoch im fürstlich-preußischen Gera, in dem noch mildere Pressegesetze bestanden. Als verantwortlicher Redakteur wurde Adolph Hofmeister aufgeführt, ein Gesinnungsfreund Otto-Peters. Im Programm der ersten Nummer der „Frauen-Zeitung“ im Jahre 1851 erklärt Louise Otto-Peters die Umstände, die zur Wiederaufnahme ihrer Zeitschrift führten.
Sie berichtet, dass sie viele Briefe erhielt, in denen sie gebeten wurde, die „Frauen-Zeitung“ wieder herauszugeben: „Aus Preußen, namentlich aus Schlesien und Breslau und vielen andern Orten überhäufte man mich mit Bitten und Anträgen, die ‚Frauen-Zeitungʽ als Organ der Sache zu erhalten, für die es gegenwärtig kein anderes in Deutschland giebt – und so erscheint denn die ‚Frauen-Zeitung’ wieder in Gera ganz in dem früheren Geiste, nur mit dem einen Unterschied, daß wegen meiner zu großen Entfernung vom Druckort die verantwortliche Redaction sich statt in den meinen, in den Händen der Verlagshandlung befindet.“
Die „Frauen-Zeitung“ behielt ihr Motto „Dem Reich der Freiheit werb` ich Bürgerinnen“, aber als Redakteur wird der Verlag genannt. Ob Otto-Peters tatsächlich die Verantwortung abgab oder nur den Anschein erwecken wollte, um weiteren Problemen aus dem Weg zu gehen, ist nicht explizit nachweisbar.
Weiter schreibt sie, dass sich an der „Tendenz“ der Zeitschrift nichts ändere, jedoch müssten auf Grund der politischen Lage mehr soziale als politische Themen behandelt werden: „In der Zeit der gegenwärtigen politischen Kirchhofsstille werden wir es mehr als früher mit unseren socialen, denn wie mit den politischen Angelegenheiten zu thun haben, und wenn wir uns früher auf Beurtheilungen der letzteren einließen, so werden wir dies nur noch thun, wo sie uns ganz speciell berühren.“
Die Untersuchungen, Verhöre und Hausdurchsuchungen gingen nicht spurlos an Otto-Peters vorüber. Man erkennt in ihrem Programm, dass sie mit größerer Vorsicht als vorher an die „Frauen-Zeitung“ heranging. Auch Frust über die politische Lage, die sie als „politische Kirchhofsstille“ betitelt, kann man herauslesen.
Bereits am 28. Februar 1851 richtete sich das Sächsische Innenministerium an seine Kollegen in Gera, um sie über Louise Otto-Peters zu informieren. In seinem Brief berichtet der Innenminister von Friese, dass es in Sachsen bereits zur Beschlagnahmung einer Ausgabe der „Frauen-Zeitung“ kam. Er warnt vor dem Einfluss Otto-Peters, die mit Hilfe ihrer Zeitschrift die Frauen zu revolutionären Handlungen anregen wolle und als „gemeingefährlich“ gelte. Er rate dringend zu einer Überwachung Otto-Peters und ihrer Zeitschrift. Adolph Hofmeister wurde daraufhin im April 1851, nachdem die Verlagsräume und Druckerei polizeilich durchsucht worden waren, von der Polizei verhört, gab aber an, vorschriftsmäßig jede Woche ein Exemplar der Zeitschrift vorzulegen. Bis zum 27. Juni 1852 konnte die „Frauen-Zeitung“ nahezu ungestört erscheinen. Ab diesem Zeitpunkt existiert eine Lücke von einem halben Jahr, in der keine weitere Ausgabe bekannt ist. Auch die Gründe dafür sind nicht klar; es gibt keine Hinweise auf ein Verbot. Anfang 1853 erschien sie dann wieder, aber unter dem Titel „Deutsche Frauen-Zeitung“. Als Verleger und Redakteur wurde ein Herr Hinze angegeben, dessen Vorname nicht genannt wird. Er wurde auch vernommen, da das Ministerium vermutete, dass in Wahrheit Louise Otto-Peters als Redakteurin agierte. In einem Brief an August Peters schreibt sie, dass sie mit Hinze nicht gut auskomme, er sei ihr unter anderem zu ängstlich. Marion Freund vermutet das schlechte Verhältnis zwischen Hinze und Otto-Peters als Grund für das endgültige Ende der Zeitschrift ab dem 1. Juli 1853.
Stefanie Knop hat Neuere und neuste Geschichte, Antike Geschichte und Linguistik an der LMU München studiert und im September 2013 ihren Magister Abschluss erhalten. Stefanie Knop arbeitet als freie Historikerin und Texterin.
Literatur und Auswahlbibliographie
- Clemens, Bärbel: „Menschenrechte haben kein Geschlecht!“ Zum Politikverständnis der bürgerlichen Frauenbewegung, Pfaffenweiler 1988.
- Frauen-Zeitung. Redigiert von Louise Otto. Motto: Dem Reich der Freiheit werb` ich Bürgerinnen! Nummer 1, 21. April 1849.
- Freund, Marion: „Mag der Thron in Flammen glühn!“. Schriftstellerinnen und die Revolution von 1848/49, Königstein/ Taunus 2004.
- Geiger, Ruth-Esther Weigel, Sigrid: Sind das noch Damen? Vom gelehrten Frauenzimmer-Journal zum feministischen Journalismus, München 1981.
- Gerhard Ute, Hannover-Drück Elisabeth, Schmitter Romina (Hrsg.): „Dem Reich der Freiheit werb` ich Bürgerinnen“ Die Frauen-Zeitung von Louise Otto, Frankfurt am Main 1980.
- Hausen, Karin (Hrsg.): Frauen suchen ihre Geschichte. Historische Studien zum 19. und 20. Jahrhundert
- Johanna Ludwig, Elvira Pradel, Susanne Schötz (Hrsg.): Louise Otto-Peters – Jahrbuch I/2004. Forschungen zur Schriftstellerin, Journalistin, Publizistin und Frauenpolitikerin Louise Otto-Peters (1819-1895), Leipzig 2004
- Louise-Otto-Peters- Gesellschaft e.V: Leipzig (Hrsg.): Frauen erinnern und ermutigen. Berichte vom 13. Louise Otto-Peters -Tag 2005, LOUISEum 24,Leipzig 2006
- Louise-Otto-Peters- Gesellschaft e.V. Leipzig (Hrsg.): Politikverbot-Politikzugang-Politikverdruss? Frauen und Politik im 19. und 20. Jahrhundert. Berichte vom 16. Louise Otto-Peters -Tag 2008, LOUISEum 28, Leipzig 2009,
- Ludwig Johanna, Schötz Susanne, Rothenburg Hannelore (Hrsg.): Louise-Otto-Peters-Jahrbuch III/ 2009. Forschungen zur Schriftstellerin, Journalistin, Publizistin und Frauenpolitikerin (1819-1895). Edition und Kommentierung der Tagebücher Louise Ottos 1849-1857, Leipzig 2010.